Donnerstag, 4. Dezember 2014

Pfleger und Schwestern sind KEIN Verbrauchsmaterial! Oder es weihnachtet sehr in der Pflege.....

Es ist wieder so weit.....

die besinnlichen Feiertage stehen an, alle bereiten sich auf einen Jahresausklang vor.

Alle?

Nein, in der Pflege geht es jetzt wieder hoch her. Nachdem im November alle Planungen bezüglich Weihnachten und Silvester gelaufen sind kommt nun am 4.12. der DRITTE Dienstplan für Dezember raus.

Mir reicht es! Anmerkungen bezüglich des Direktionsrechts des Arbeitgebers werden mit einem
"in der Pflege ist das halt anders" beantwortet.

Was ist in der Pflege anders? Haben wir kein Recht auf eine Freizeitgestaltung? Zur Erklärung:
Ausgangsfrage war wie immer: "Wer macht Weihnachten, wer Silvester?" Denn Urlaub bekommt eh niemand und irgendwie soll ja alles fair ablaufen. Ich habe 3 Kinder, entscheide mich also für Silvester. Nachtdienst, versteht sich. Chefin möchte aber auch noch das folgende Wochenende. Gut, dann eben 5 Nächte zu je 12 Std. Hauptsache Weihnachten zu Hause bei der Familie. Dann versuchen wir eben sämtlichen familiären und sozialen Kontakte in den 5 freien Tage über Weihnachten gerecht zu werden. Diese Vereinbarung hat auch gehalten. Und zwar exakt 2 Dienstpläne (wir sprechen hier immernoch über den Monat Dezember) lang.

Warum bitte soll ich es jetzt hinnehmen, dass in der 3. Version aus einem "nur" Silvesterdienstblock, 4 Tage Nachtdienst bis einschließlich 24. wird und dann nochmal sportliche 60h am Stück bis zum Jahresende?
Mit der Begründung es wäre quasi ein Notfall?
Ich erkenne den Notfall nicht.

Der Notfall ist: Der PDL ist plötzlich aufgefallen, dass da ja Mitarbeiter zusammenarbeiten, die ihrer Meinung nach nicht zusammen arbeiten sollten.

"Es müssen ja gerade über die Feiertage Leute da sein, die wissen was sie tun!"

Bitte was?
Die Leitung geht davon aus, dass Leute hier im Dienst sind, die nicht wissen was sie tun?
Noch ein größeres Armutszeugnis kann man sich als Leitung nicht ausstellen.
Sollte dem so sein, dann habe ich als Leitung doch dafür zu sorgen, dass meine Mitarbeiter qualifiziert werden, oder? Und wenn es Geld kostet dann ist das eben so!
Mal abgesehen davon, einer examinierten Pflegekraft so etwas vorzuwerfen... Sie wüsste nicht was sie tut. Hallo?

Ich habe die Schnauze voll!
Ehrlich, ich bin nicht mehr bereit mein Leben aufzugeben für meinen Arbeitgeber.

Aber genug Wut jetzt!

Versuchen wir das ganze sachlich zu betrachten, außerhalb von Vorschriften.

Pflegekräfte sollen wertschätzend mit ihren Patienten umgehen, weil es ein Kern unseres Berufes ist.
Wir tun das auch, abseits aller unrühmlicher Ausnahmen.
Unser Vorgesetzten verlangen das auch zu Recht von uns.
Aber wo bleiben wir in der Geschichte?
Wertschätzung gegenüber uns bleibt völlig auf der Strecke, Dienstpläne sind offensichtlich nicht mehr bindend für Arbeitgeber. Arbeitzeitgesetze werden als gut gemeinter Rat gesehen.
Über Personal verfügt man. Da wir ohnehin 24*7 da sein müssen dann eben auch genau so.
Es ist egal. Egal wieviele Dienste wir bereits haben, egal was besprochen war. Unsere Freizeit ist betriebswirtschaftliche Verfügungsmasse, natürlich nur zum Wohle des Patienten.
Aber ist das so? Dient es dem Wohl des Patienten wenn ich 60h in der Woche arbeite?
Dient es dem Wohl des Patienten wenn ich mal wieder alle Festlichkeiten zu Weihnachten und Silvester sausen lassen muss, weil mein Arbeitgeber sich einen neuen Dienstplan ausgedacht hat?
Ich denke nicht!
Das Gegenteil ist der Fall. Das Pflegepersonal ist das Feigenblatt eines Systems indem es nur um die Wirtschaftlichkeit geht.
Von uns wird erwartet, das freundliche, fürsorgliche Gesicht eines durch und durch gewinnstrebenden Systems zu sein.
Der Patient ist Fallpauschale und unsere Arbeitskraft trägt leider am wenigsten zur Refinanzierung bei.
Wir werden zerrissen zwischen Wirklichkeit und Anspruch.
Familienleben, Freunde, soziale Kontakte, alles muss hinter dem heiligen Dienstplan zurückstehen.
Wie wertschätzend kann, so frage ich mich, jemand gegenüber seinen Patienten sein, der keinen geregelten Ausgleich von der Arbeit mehr findet? Geregelt heißt in diesem Falle, verlässlich, planbar und ausreichend.

Gute Pflege kann nur von Menschen geleistet werden, die fest in ihrem Leben stehen und Rückhalt durch Freunde, Familie usw für ihren teilweise extrem psychisch belastenden Beruf haben.

Ich denke, ich habe Pflege durchgespielt, der Endgegner ist erreicht.
Ich will gesund bleiben und denke ich muss deshalb von den Kranken Abstand nehmen.
Und mit krank meine ich nicht primär die Patienten. 


Euer

Garcon de Piss





2 Kommentare:

Garcon de Piss hat gesagt…

Allen anderen die sich heute noch draußen rum treiben müssen, ruhigen Dienst und frohes Neues!

Anonym hat gesagt…

Der Mensch steht immer im Mittelpunkt. xD
Ich wundere mich nur noch über Leute, die sich wundern.

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